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Die Landwirtschaft in Sukow im Wandel der Zeit

Blicken wir einmal in die vergangenen Jahrhunderte zurück, so muss man feststellen, dass dem Bauern des 20. Jahrhunderts weit größere Möglichkeiten gegeben sind, seinen Boden intensiver und besser zu bewirtschaften.

Früher waren seine Geräte zur Bodenbearbeitung aus Holz, die er größtenteils selbst herstellte. Als Pflug benutzte er den sogenannten Haken, mit dem er den Boden aufritzte, und die Egge aus Holz.

Mit der Einführung des Pfluges hielt dann auch auf anderen Gebieten in der Landwirtschaft die Maschine ihren Einzug. Erntemaschinen wie die Grasmähmaschine, die Loppmaschine und der sogenannte Binder konnten auf der Sukower Feldmark beobachtet werden. Betrachtet man z.B. den Kartoffelanbau in Sukow, so muss festgestellt werden, dass er bis 1945 kaum maschinell betrieben wurde. Wann die Kartoffel als Ackerfrucht in Sukow eingeführt wurde, ist unbekannt. Alle Arbeiten wurden von Hand ausgeführt wie Pflanzen, Hacken und Ernten. Die Ernte der Kartoffeln war mühselig und zeitraubend. Auf Knien krochen die Sammler über den Acker und hoben jede Staude mittels einer kleinen mehrzinkigen Hacke aus dem Boden, um sie in Kiepen und Körben sortiert zu legen und sie in Säcke zu schütten. 
In den 30er Jahren standen den Bauern verschiedene Typen von  Schleuder-Rodemaschinen zur Verfügung, die natürlich von 2 Pferden gezogen werden mussten.
In den 60er Jahren gab es auch hier einen erheblichen Fortschritt. Auf den Feldern der Genossenschaft wurden Siebkettenroder eingesetzt, die bereits auf Vorrat roden konnten, wobei noch von Hand aufgesammelt wurde. Zum Ernten des Kornes standen nur Handgeräte zur Verfügung, wie Sense, Gabel, Harke und Sichel. Das Dreschen des Kornes erfolgte noch mühselig mit dem Dreschflegel per Hand auf der Scheunendiele. Mit Einführung des Pfluges kamen dann auch Erntemaschinen wie die Grasmähmaschine, die Loppmaschine und der sogenannte Binder. 

Alle diese Maschinen wurden von Pferden gezogen. Für den Drusch des Kornes hatte man die Dreschmaschine mit Göpel erfunden. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts tauchten die ersten Dreschmaschinen mit E- oder Dieselantrieb im Dorf auf. In den 50er Jahren erlebte die Getreideproduktion mit dem Einsatz des Mähdreschers eine wahrhafte Revolution. 

Mit der Entwicklung der Landwirtschaft und dem zunehmenden Handel mit landwirtschaftlichen Produkten wurde die 1888 in Betrieb genommene Eisenbahnlinie Schwerin-Crivitz und deren Anbindung von Sukow unverzichtbar. Auf diesem Wege kamen die chemischen Produkte für den Boden (Düngemittel) und die Kohlen für den Haushalt ins Dorf.

Die bäuerlichen Produkte wie Butter, Milch, Brot, Obst und Gemüse konnten jetzt im Kleinhandel mit der Bahn befördert werden. Bis dahin wurde der Handel fast ausschließlich mit Pferdefuhrwerk bzw. zu Fuß bewerkstelligt, d.h. nach Schwerin über den sogenannten "Butterweg" über Zietlitz, Raben Steinfeld, Fähre, Mueß bis in die Stadt hinein.

Mit der Entstehung der Eisenbahnstrecke hatte die "Alte Handelsstraße" endgültig ihre Bedeutung verloren.

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Die Landwirtschaft in Sukow hat von 1945 bis zur Wende viele Umbrüche erlebt:
• 1945 komplizierter Neubeginn in den Nachkriegsjahren. Jeder Mann und jede Frau wurde verpflichtet, bei der Einbringung der Ernte zu helfen. Die demokratische Bodenreform in Sukow.
• 1946 Die Einführung des Ablieferungssolls. Die Landwirte wurden zum Anbau von aufwendigen Sonder- kulturen wie Flachs, Mohn und Tabak verpflichtet.
• 1949-1950 Gemeinsame Aktivitäten von Arbeitern und Bauern: Das Ziel war, höhere Erträge in der Feld- und Vieh- wirtschaft zu erreichen, um die Ernährung der Bevölkerung besser zu sichern.
• 1950 Bis zu dieser Zeit wurden in Sukow 12 Scheunen errichtet. Bauern und Büdner wurden in diesen Jahren mit ihren Gespannen zum Holzfahren aus den Forsten nördlich von Crivitz zu den Sägereien verpflichtet.
• 1951 Die Gründung der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe – Bäuerliche Handelsgenossenschaft (VdgB/BHG). Die ersten Kleinbauern legten ihre Flächen zusammen und gründeten Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG).
• 1952 Die Bildung der "Örtlichen Landwirtschaftsbetriebe" (ÖLB).
• 1952 In den Ställen brach die Schweinepest aus. Die Bestände wurden getötet und mit Krediten des Staates neu aufgebaut.Aus dem ÖLB Sukow wurde die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) mit dem vielversprechenden Namen „Frohe Zukunft“ gegründet.
• 1955 Die LPG, die sich noch ohne Spezialisierung mit der Produktion von Schweinefleisch, Wolle, Milch und Eiern befasste, schuf sich mit ihren Genossenschaftsbauern die ersten einfachen Produktionsstätten.
• 1960 Spezialisierung und Kooperation in der Pflanzen- und Tierproduktion.
• 1971 Zusammenschluß der 3 LPG Sukow, Pinnow und Göhren zur LPG Sukow.
• 1974 Errichtung einer juristisch selbständigen LPG der Planzenproduktion in der Kooperation Plate.
• 1976 Die Liquidierung
• 1990 Zum 30.06.1990 beschloss die Mitgliedervollversammlung der LPG (P) Plate die Auflösung der Genossenschaft. Damit erfolgte die Rückführung der landwirtschaftlichen Nutzfläche als auch der Grundmittel (Technik und Gebäude) an die drei territorialen Genossenschaften der Tierproduktion in Plate, Sukow und Banzkow. Ebenso wurden die Beschäftigten in die jeweilige LPG zurückdelegiert. Es blieb lediglich die Produktionsstätte der Kartoffel Aufbereitungs- und Lagerhalle bestehen.

Wie ging es weiter?
Die Genossenschaftsbauern bzw. ihre Erben erhielten den eingebrachten Inventarbeitrag ausgezahlt nach der Währungsunion 1: 2 in DM. Die anstehende Ernte wurde noch vollzogen und das Erntegut verkauft. Die Technik der Feldwirtschaft wurde ebenfalls veräußert. Auf Wunsch einiger Traktoristen konnten sie Traktoren für ihren individuellen Bedarf zu Vorzugspreisen erwerben. Die Gewächshausanlagen in Pinnow wurden an Interessenten verkauft. Die Milchviehanlage in Göhren übernahm der junge Landwirt Jan Nico Hagge aus Schleswig-Holstein. Das an die Eigentümer zurückgegebene Land wurde zum größten Teil von ihm und in Zietlitz von Manfred Illmann in Pacht bewirtschaftet.
Die weitere Abwicklung vollzog sich zögerlich. Die Mitglieder wurden entlassen. In der Feldwirtschaft blieben dafür noch die drei Traktoristen ein  Schlosser beschäftigt. Der Abteilungsleiter Erhard Rohde gründete mit dem Landwirt Jan Nico Hagge die e.G. Agrar Settin und vermittelte einen Teil der Technik in diesen neuen Betrieb. Das Vermögen der eingegangenen Erlöse wurde weitestgehend an die Mitglieder aufgeteilt.


Die Sauenanlage besteht weiter
12landwirtschaftIn der Sauenanlage bewies Eduard Engling als Leiter mit einigen beherzten Schweinezüchtern den Mut zur Neugründung. Sie kauften mit 11 Genossenschaftsbauern am 1.11.1991 die Anlage und übernahmen ebenfalls 100 ha Land in Pacht, die von der Agrar Settin bewirtschaftet werden.

13landwirtschaftDie Sauenanlage erreicht jährlich einen Produktionsausstoß von durchschnittlich 20.000 Mastläufern und ca. 500 Mastsauen. Nach Abdeckung der Kosten für den Kauf der Anlage und der dazugehörenden Grundstücksfläche sowie der Heizungsumstellung auf Öl und weiterer Modernisierungen arbeitet die Einrichtung rentabel. Die Erlöse steigen und sinken mit dem Mastläuferpreis.

Der Hauptabnehmer und verlässliche Kooperationspartner ist der Mastbetrieb in Kobrow bei Sternberg im Landkreis Parchim. Er übernimmt jährlich 19.000 Läufer zur Weitermast.


Jan Nico Hagge – Ein Neueinrichter

14landwirtschaftDer junge Landwirt Jan-Nico Hagge, ursprünglich aus Schleswig-Holstein, auf dem Foto zu sehen an der "Gelbschale" auf dem Rapsfeld, sorgte dafür, dass es mit der Landwirtschaft im Ort auch nach dem Ableben der LPG 1990 weiterging, dass die Felder bestellt wurden und Arbeitsplätze erhalten blieben. Zunächst übernahm er die Milchviehanlage in Göhren, die nun sein Bruder Klaus Sönke führt, der 1992 hierher kam. 1991 begannen Jan-Nico Hagge und Erhard Rohde gemeinsam mit dem Pflanzenbau (Agrar- Settin). Es werden heute ca. 1.300 ha bewirtschaftet, auf denen Getreide, Mais, Raps und andere Futterpflanzen angebaut werden.
Die marode Stallanlage der Sukower LPG am Forsthof wurde rekonstruiert und zum Stützpunkt des Betriebes ausgebaut und hergerichtet. Es entstand eine Werkstatt für die Instandsetzung mit Büro- und Sozialteil sowie Unterstellraum und Getreidelager. Die Agrar – Settin ist mit erforderlicher moderner Technik für Bodenbearbeitung, Bestellungs- und Erntearbeiten ausgerüstet. Für die Zukunft hofft Hagge, das Erreichte zu stabilisieren und zu erweitern. Insgesamt sind in der Agrar–Settin 6 Mitarbeiter, vornehmlich aus Sukow, beschäftigt. In der Gemeinde ist Nico Hagge längst anerkannt und hat auch zu den Landwirten in der Nachbarschaft ein gutes Verhältnis. Er sagt von sich: "Ich konnte hier von den Landwirten einiges lernen, mein Wissen und meine Erfahrungen bereichern!" Längst meint er nicht mehr Schleswig-Holstein, wenn er von seinem Zuhause spricht.

 


Manfred Illmann – Ein Neueinrichter verändert die Struktur in Zietlitz10landwirtschaft
Schon von frühester Jugend eng mit der Landwirtschaft  verbunden, wechselte der gelernte Heizungsfachmann nach der Wende seinen Beruf. Sein Streben nach Selbständigkeit prägt bis heute sein Berufsleben. Im Jahre 1990, mit 160 ha Pachtland auf Zietlitzer Flächen angefangen, stockt Manfred Illmann auf 230 ha auf. Am 01. Januar 1993 gründet er mit vier Beschäftigten eine GbR mit inzwischen 350 ha , davon 60 ha erworbenes Eigenland. Er errichtet auf seinem Grundstück einen Milchviehstall, der 1995 in Betrieb genommen wurde. 2003 hat die Anlage mit einem Viehbestand von 330 Tieren, davon 120 Milchkühe, und installierter Technik einen Wert von ca. 1,0 Mill. € erreicht. Der qualifizierte staatlich geprüfte Wirtschafter und Meister der Landwirtschaft, besitzt einen umfangreichen Technikbesatz für die Feldwirtschaft und ist, wie er sagt, von fremder Hilfe unabhängig.


2006 - In Anwesenheit von Ministerpräsident Dr. Harald Ringstorff, dem Bürgermeister der Gemeinde Sukow Horst-Dieter Keding und dem geschäftsführender Gesellschafter der agri.capital GmbH Bernd Hugenroth, wurde am 20. August 2006 der neue Biogasanlagen-Standort Sukow eröffnet, © K.-G. Haustein